Geschrieben von Marco Griep
Es ist eigentlich traurig, dass ich auf einem Outdoor-Blog über Waffengesetze schreiben muss. Noch mehr ärgert es mich, dass ich hier auf politische Themen eingehen muss. Eigentlich möchte ich mit meiner Outdoor-Seite Outdoor-Sportlern die Möglichkeit bieten, vom Alltag abzuschalten und über unser liebstes Hobby zu sprechen. Doch die Verschärfung des Waffengesetzes, initiiert von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, lässt mir leider keine andere Wahl, als dieses Thema hier anzusprechen.
Was wurde beschlossen?
Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: Aufgrund zahlreicher Messerangriffe in letzter Zeit steht die Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts wieder im Raum. Vor Kurzem wurde beschlossen, das Waffenrecht für Messer anzupassen. Bisher war es erlaubt, Messer mit feststehenden Klingen bis zu 12 cm öffentlich zu führen, ausgenommen in Waffenverbotszonen oder auf öffentlichen Veranstaltungen. Das ist für jeden mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar. Nach dem tödlichen Angriff auf einen Polizisten in Mannheim und der Terror-Tat in Solingen sollen jetzt Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 6 cm dem Führungsverbot unterliegen. Dass der Angreifer in Mannheim bereits illegal mit seinem 15 cm langen Messer unterwegs war, spielt dabei keine Rolle.
Messerverbote in öffentlichen Verkehrsmittel
Selbstverständlich sollte es jedem Anbieter freistehen, ob er Messer in seinen öffentlichen Verkehrsmitteln erlaubt oder nicht. Ein generelles Messerverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln halte ich jedoch für falsch. Viele Berufe, insbesondere Handwerker, Elektriker, Informatiker, Jäger, Fischer und Förster, sind auf Messer angewiesen. Ich selbst trage seit Jahren täglich ein Multitool bei mir, um Verpackungen zu öffnen, Kabel abzuisolieren oder schnell einen Schraubenzieher zur Hand zu haben. Für Personen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, ist das nun nicht mehr möglich. Doch wollte man nicht eigentlich erreichen, dass immer mehr Pendler auf Bus und Bahn umsteigen?
Oft bin ich zu meinen Trekkingtouren mit dem Auto gefahren, habe meine Wanderung gemacht und bin anschließend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinem Auto zurückgekehrt. Das ist nun leider nicht mehr möglich, ohne das Risiko einzugehen, wegen des illegalen Führens einer Waffe belangt zu werden.
Doch welche Messer darf ich eigentlich noch mitführen, um keine Probleme zu bekommen?
Was darf ich denn jetzt mit mir führen?
Erlaubt sind nur noch Messer mit einer Klingenlänge von bis zu 6 cm. Ich habe alle meine Messer nachgemessen und tatsächlich kein einziges brauchbares Outdoormesser gefunden, das diese Vorgabe erfüllt. Selbst das Sacki Neck Knife ist mit 6,1 cm theoretisch zu lang. Ob diese 0,1 cm noch als "Toleranz" durchgehen, möchte ich nicht riskieren. Da freut man sich ja, dass das hochwertige Messer von Schmiedeglut für 100 Euro unbenutzt im Schrank verrosten darf. Auch mein Tops Scandi Trekker ist mit 9 cm Klinge viel zu lang. Mein Victorinox-Messer? Ebenfalls zu lang. Das einzige Messer, das ich auf dem Markt gefunden habe und das eventuell noch in Betracht kommt, ist das Mora Eldris*. Zum Schnitzen und Durchschneiden von Paracord mag das noch ausreichen, aber Batoning ist damit undenkbar.
Ist Wandern ein berechtigtes Interesse?
Man könnte meinen, dass Wandern, Camping und Bushcrafting als berechtigtes Interesse anerkannt werden. Doch das ist sicherlich wieder Auslegungssache. Angenommen, ich habe mein Sacki Mini Neck Knife mit einer 6,1 cm Klinge dabei und gehe auf eine Wanderung. Damit könnte ich mir ein Brot schmieren, Schnüre durchschneiden und Zelt-Heringe schnitzen – das würde erstmal reichen. Solange ich im Wald unterwegs bin, werde ich vermutlich nicht kontrolliert, und falls doch, könnte die Wanderung als berechtigtes Interesse durchgehen. Aber was passiert, wenn ich auf meiner Wanderung durch eine Ortschaft komme und dort kontrolliert werde? Zählt das dann noch als "Wanderung"? Schließlich könnte das jeder behaupten.
Meiner Meinung nach betreibt die Bundesregierung hier reine Symbolpolitik. Wer keine brauchbare Lösung für ein Problem hat, verbietet einfach das Problem. Das Traurige daran ist, dass die Vorfälle, die diese Maßnahmen ausgelöst haben, ohnehin bereits illegal waren, und jetzt werden nur die ehrlichen Bürger bestraft.
Was haltet ihr von der ganzen Sache? Ich freue mich auf eine sachliche Diskussion in den Kommentaren.
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